Licht in der Dunkelheit

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Wer spielt sonst noch so in der dritten Liga? Welche Spieler haben überhaupt einen Vertrag für diese Spielklasse? Wie geht noch mal unser Torjingle? Viele Fragen, die vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt diskutiert wurden, klangen nicht gerade nach überbordendem Optimismus. Nicht ganz ohne Grund. 0:3, 0:0, 0:0, 1:4 und 0:1 lauteten die Ergebnis des Magischen FC in der Rückrunde vor dem Spiel gegen den Tabellenvierten. Aber von Beerdigungsstimmung konnte am Freitagabend keine Rede sein. Mehr als 26000 Fans an einem Freitagabend gegen die nicht übermäßig glamourösen Bornheimer Elf und ihre maximal 300 Supporter (inklusive einer Judas-Brigade aus Altona) sprachen dafür, dass die Hoffnung wirklich zuletzt stirbt.

Schon die Begrüßung unserer zuletzt so glück- und glanzlosen Spieler war den Eintritt wert. In der Nordkurve wiesen tausende kleine Lichter der Elf den Weg aus der Dunkelheit. Die Südkurve setzte auf Einschüchterung und zeigte den Gegnern eine Choreo ganz in Schwarz mit zahllosen Totenköpfen. Die Gegengerade brodelte wie zu besten Zeiten. Und die Haupttribüne lieferte sich mit der Gegengeraden einen Wechselgesang, den man öfter hören möchte. Überhaupt: So laut war es am Millerntor schon lange nicht mehr.
Der Funke sprang auf die Mannschaft über, die aggressiv und konsequent agierte.
Nach 40 Minuten dann die Erlösung: Nach einem Befreiungsschlag von Kalla erkämpfte Ginczek den Ball. In dem Moment schaltete mein Gehirn auf Zeitlupe. Der erste Gedanke nach dem Heber des Torwartes: der Ball geht vorbei, zweiter Gedanke: der Ball bleibt vor der Linie liegen. Dritter Gedanke, das war bestimmt abseits. Als ich endlich die Arme hochnahm und losbrüllte hatte ich schon drei Bierduschen abbekommen, Song 2 war halb um und die Jubeltraube auf dem Rasen löste sich wieder auf. Endlich: Das Leiden war zu Ende.
In der zweiten Halbzeit kochte das ganze Stadion, nach dem irren Sololauf von Ginczek zum 2:0 sahen die ersten Optimisten schon wieder die Rücklichter der Spitzengruppe. Der Support in der Nord  war ungebrochen gut, erst recht nach dem 3:0 – erneut durch Ginczek. In den Schlussminuten gingen wieder die Schals hoch und zehntausende sangen zusammen „You never walk alone“. Eigentlich ein Lied für bittere Niederlagen, wie am vergangenen Spieltag beim 0:1 gegen Köln – aber diesmal hatten es sich die Spieler einfach verdienst – und wir Fans erst recht.
Nach dem Spiel ging es ins Viertel zum Kühlen der ramponierten Stimmbänder. Dabei setzte jeder seine eigenen Prioritäten. Den Spruch des Tages lieferte ein altbewährtler Nordkurvler, der auf die Frage, ob der Diffidati-Marsch oder ein Bier im Afm-Container  das geeignete Anschlussprogramm echte Entscheidungsfreude zeugte: „Ich will zum Container! Den Marsch mache ich morgen!“